Sie haben die Diagnose Tuberkulose erhalten? Bis zur Diagnosestellung haben Sie vermutlich einen langen Weg und Ärztemarathon hinter sich. Vielleicht hatten Sie auch kaum Symptome und wurden von der Diagnose regelrecht überrascht. In beiden Fällen sitzt der Schock wahrscheinlich tief und Sie fragen sich, wie es weiter geht.

Nachfolgend finden Sie einen Überblick über den möglichen Ablauf der nächsten Tage, Wochen und Monate. Der skizzierte Behandlungsweg dient als grobe Übersicht und muss selbstverständlich auf jeden Patienten individuell angepasst werden.

 

Behandlungsweg

Handelt es sich um eine offene Lungentuberkulose, sind Sie ansteckend und müssen umgehend isoliert werden. Sofern Sie eine Wahlmöglichkeit haben, sollten Sie sich für die stationäre Behandlung in einer Lungenfachklinik entscheiden. Lungenfachkliniken haben mehr Erfahrung mit Tuberkulose als „normale“ Kliniken und können Sie bestmöglich auf dem Heilungsweg begleiten.

Nach der Anamnese heißt es zunächst warten. Es werden Blut-, Röntgen- und Sputumuntersuchungen durchgeführt, um die Diagnose zu sichern. Für die Zeit des stationären Aufenthaltes haben Sie ein eigenes Zimmer und dürfen dieses nur mit Schutzkleidung (FFP2/3-Maske, Schutzanzug, Schutzhandschuhe) und nach ärztlicher Rücksprache verlassen. Erwarten Sie Besuch, muss dieser ebenfalls Schutzkleidung tragen.

Jeden Tag erhalten Sie morgens Antituberkulotika in Tablettenform, die unter Aufsicht eingenommen werden müssen. Zur Standardtherapie gehören Rifampicin, Isoniazid, Ethambutol und Pyrazinamid. Bei Bedarf wird Ihnen über einen Venenkatheter Flüssigkeit verabreicht. Sind Sie an einer multiresistenten Tuberkulose erkrankt, stehen weitere Medikamente zur Behandlung zur Verfügung. Die Heilungschancen sind in diesem Fall jedoch deutlich schlechter als bei einer einfachen Tuberkuloseerkrankung.

Während des Klinikaufenthaltes geben Sie wöchentlich abgehustetes Sekret in einem Röhrchen ab. Das sogenannte Sputum wird auf Erreger untersucht und sobald die Proben negativ sind, ist die Ansteckungsgefahr gebannt. Dies geschieht ca. 2-3 Wochen nach Behandlungsbeginn. In Ausnahmefällen können die Sputumproben länger positiv sein.

Des Weiteren wird mit Ihrem Einverständnis ein HIV-Test durchgeführt, denn manchmal besteht zwischen einer HIV- und einer Tuberkuloseerkrankung ein Zusammenhang. Aufgrund der Nebenwirkungen des Medikamentes Ethambutol (kann den Augennerv schädigen) untersucht Sie ein bis zwei Wochen nach Behandlungsbeginn ein Augenarzt. Die augenärztliche Untersuchung sollte in regelmäßigen Abständen bis zum Absetzen des Medikamentes erfolgen.

Zusätzlich werden Sie während Ihres Klinikaufenthaltes psychologisch betreut.

In den ersten Tagen nach der Diagnosestellung meldet sich das Gesundheitsamt bei Ihnen und fordert unter anderem Angaben zu Ihren Kontakten der letzten Wochen ein. Relevant sind dabei Personen, mit denen Sie über einen längeren Zeitraum Kontakt hatten (mehr als acht Stunden). Die Kontaktpersonen werden vom Gesundheitsamt kontaktiert, ohne dabei Ihren Namen zu nennen, und aufgefordert, sich einem Tuberkulosetest (Tuberkulin-Hauttest oder IGRA-Bluttest) zu unterziehen. Fällt dieser positiv aus, kann die betreffende Person nach ärztlicher Rücksprache vorbeugend über mehrere Monate Isoniazid und/oder Rifampicin einnehmen.

Sind Sie auf dem Weg der Besserung, werden Sie aus der Klinik entlassen. Sollte weiterhin Ansteckungsgefahr bestehen, ordnet das Gesundheitsamt ggf. häusliche Quarantäne an bzw. dürfen Sie das Haus nur mit Maske verlassen. Nach etwa zwei Monaten werden im Regelfall Pyrazinamid und Ethambutol abgesetzt. Rifampicin und Isoniazid müssen konsequent jeden Tag auch bei Rückgang der Beschwerden für mindestens sechs Monate eingenommen werden, um die Tuberkulose erfolgreich zu bekämpfen und Resistenzen zu vermeiden.

Nach Abschluss der Behandlung werden Sie vom Gesundheitsamt zunächst jährlich zur Röntgenkontrolle aufgefordert. Die endgültige Abschlussröntgenuntersuchung fordert die Behörde nach ca. sieben Jahren an. Die Röntgenuntersuchungen sollten Sie in Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt durchführen lassen.

 

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